Kaum ein Song hat die Jugend der 2000er Jahre mehr beeinflusst als "Lozin' Must" von Millencolin. Die schwedische Band brachte den Track 1998 auf ihrem dritten Album "For Monkeys" heraus und traf direkt ins Herz der aufstrebenden Punk-Szene in Europa und darüber hinaus. Diese Hymne des Skatepunk prasselte auf die Ohren der Jugend, die der langweiligen und konservativen Musikwelt entfliehen wollte. Auch Jahre später ist "Lozin' Must" ein sinnfreies Statement der Rebellion gegen den Status quo.
Natürlich hat der Song für viele eine größere Bedeutung, als es eine oberflächliche Analyse vermuten lässt. Millencolin, die aus Malmö stammen, waren immer bekannt für ihre scharfsinnigen Beobachtungen und knackigen Texte. In "Lozin' Must" geht es um den Verlust von Inspiration und Motivation. Doch es ist gleichzeitig ein leidenschaftlicher Aufruf, sich nicht von den Anforderungen einer immer gleichförmigen Welt ersticken zu lassen. Diese Message hallte Anfang der 2000er Jahre besonders laut in den Ohren derer, die sich nicht mit dem ideologischen Einheitsbrei abfinden wollten, den gewisse politische Richtungen propagierten.
Ein elementarer Bestandteil der "Lozin' Must"-Erfahrung ist natürlich auch die Musik selbst. Mit schnelllebigen, melodiösen Gitarrenriffs und einem fesselnden Basslauf etablierten Millencolin einen Sound, der die Hörerschaft einschloss und mit sich riss. Keine Ballade oder langweilige Rocknummer, sondern roher, ungefilterter Skatepunk, der nur darauf wartete, von Teenagern unter dem blauen Himmel schräger Skateparks gepumpt zu werden.
Doch was machte "Lozin' Must" so anziehend für eine ganze Generation von Hörern? Es war der Drang nach Freiheit, der Wunsch nach einer Existenz fernab der Ketten gesellschaftlicher Erwartungen. In einer Zeit, in der die Menschen für Sicherheit und Konformität ihren Individualismus zu verkaufen schienen, entzündete dieser Song das Feuer für eine echte kulturelle Rebellion. Eine ganze Welle neuer Bands folgte, inspiriert von dem unbändigen Geist, den Millencolin angeblich entfesselt hatte.
Der Songtitel, der auf den ersten Blick kryptisch erscheinen mag, ist eigentlich recht clever gewählt. "Lozin’ Must" klingt nach einem saloppen Wortspiel; der Verlust, so scheint es, ist Programm. Doch was viele nicht gleich verstehen, ist, dass es genau dieser kontrollierte Kontrollverlust ist, der der heranwachsenden Jugend jener Tage den Weg ebnete, sich selbst zu finden. Millencolin und "Lozin' Must" rückten den Fokus zurück auf individuelle Werte statt auf das, was gesellschaftlich anerkannt war.
Sicherlich wäre es vermessen zu behaupten, dass ein Punk-Song die Welt verändert hat. Doch "Lozin' Must" stellt eine kleine Revolution innerhalb einer Revolution dar: Junge Menschen fanden in der Musik die Energie, die sie brauchten, um aus dem zu schlüpfen, was ihnen von vornherein auferlegt wurde. Anstatt sich in den sicheren Hafen der politischen Korrektheit zurückzuziehen, wurde "Lozin' Must" zum Kriegsschrei einer Generation, die bereit war, für ihre Freiheit einzustehen.
Nennenswert ist auch, dass sich Millencolin nie wirklich als Trendsetter oder als kommerzieller Player betrachtet hat. Sie folgten eher ihrem eigenen Kurs, ohne sich darum zu scheren, was gerade im Mainstream populär war. Gerade dieser Umstand hat sie authentisch und wichtig gemacht. "Lozin' Must" war weniger ein künstliches Produkt als vielmehr der echte Ausdruck von Gefühlen und Beobachtungen einer Band, die ihre Umwelt ernst nahm.
Manche mögen den "Lozin' Must"-Enthusiasmus als jugendlichen Übermut abtun, doch es steckt mehr dahinter. Der Song ist ein scheinbar einfacher Soundtrack für Menschen, die den Mut hatten, sich nicht von gesellschaftlichen Gepflogenheiten vereinnahmen zu lassen. Diese Haltung, die ein echter Freigeist inspiriert hat, drückt die Hoffnung aus, dass sich jeder Einzelne gegen die selbsterklärten Dogmen und Zwänge der heutigen Welt erheben kann.
Egal, ob "Lozin' Must" als unvergesslicher Ohrwurm im Radio läuft oder ob sein Geist weiterhin auf Vinyl in einem verstaubten Plattenregal schlummert, er wird immer dieselbe Botschaft vermitteln: Auf der Suche nach individueller Freiheit kann nichts wichtiger sein als der eigene Wille zur Veränderung. Und auch wenn einige die Relevanz des Punk-Rocks herunterleben wollen, bleibt seine Kraft ungebrochen stark.